Die ca. 370 km lange Anreise am Freitag im 30 Jahre alten SAAB 900 ohne Klimaanlage war die erste „Challenge“. Im Hotel war die Klimaanlage defekt, aber sonst war das Hotel okay. Am Samstag Race-Briefing auf Englisch und gleich die gute Nachricht: Das Wetter ist zwar heiß, aber die Wassertemperatur beträgt 21,5°C, also „Neo allowed“. Die Strecke war mir bekannt, hatte ich doch vor 4 Jahren als Zweiter meiner AK gefinisht. Diesmal war ich der einzige Starter der AK 70+ und hatte das Privileg in der Damengruppe zu starten, zusammen mit einem 67jährigen Agegrouper.

Startzeit Sonntag 11:07 Uhr im Gaversbad, einem angelegten See außerhalb von Geraadsbergen. Dort befanden sich auch die WZ 1 und 2, von wo es zuletzt auch auf die Laufstrecke gehen würde.

Das Rad hatte ich am Vortag nach der WK-Besprechung eingecheckt. Nach einem protein- und KH-haltigen Frühstück im Hotel brachte Barbara, mein „Coach“ und beste Ehefrau mich mit dem SAAB zum Gaversbad.. Dort angekommen sah ich überall Schilder „Neo forbidden!“ Das Wasser hatte sich in den letzten 24 Stunden auf 24,5°C erwärmt.

Mit diesem „Handicap“ für mich als schlechter Schwimmer mußte ich mental erst mal fertig werden. Aber die Überlegung, daß das Neoverbot für alle gilt, gab mir das Gefühl „jetzt erst recht“. Ich müßte nur darauf achten, das ich an den Schwimmerinnen möglichst nahe dranbleibe. Also einen Proteinriegel essen und „Alles weitere findet sich“.

Die Strategie ging dann auch auf, und ich kam nach für mich sehr guten 55 Min. Brustschwimmen aus dem Wasser, lief in die Wechselzone und nach einem weiteren Proteinriegel ging es dann auf die Radstrecke. Zunächst 5 km nach Geraadsbergen, von dort auf einen Rundkurs von 40 km durch das schöne, aber heute heiße Flandern. Am Ende der ersten Runde ging es dann über ausschließlich Kopfsteinpflaster einen knapp 1 km langen steilen Anstieg über die „Muur van Geraadsbergen“ (maximale Steigung 19%) auf den 110 m hohen Oudeberg auf die zweite Runde. Ohne Absteigen ging’s im Wiegetritt auf die Anhöhe und dann steil bergab zum zweiten Teil. Unterwegs gab’s immer wieder freundliche Anwohner, die uns bei Bedarf im Vorbeifahren mit kaltem Wasser aus Schläuchen „erfrischten“. Die Temperatur war inzwischen auf über 31°C gestiegen. Den zweiten Anstieg auf die „Muur“ schaffte ich bis 100 m vor dem Gipfel, dann machten die Oberschenkel zu, und der Schmerz zwang mich abzusteigen und die letzten 100m zu schieben. Die letzten 5 km zur Wechselzone am Gaversbad habe ich genutzt, die Oberschenkel bei hoher Trittfrequenz aus der Verkrampfung zu lösen. Nach 3:46 Std. waren die 90 km geschafft!

Nach einem letzten Proteinriegel startete ich aiuf die Laufstrecke. Diese führte erst 6 km über einen fast schattenlosen staubigen Wanderweg nach Geraadsbergen, von dort auf einen Rundkurs durch Geraadsbergen, der ebenfall zweimal durchlaufen werden mußte. An allen Verpflegungsstellen gab es auf Wunsch auch eine „Dusche“ aus dem Schlauch, die ich regelmäßig genutzt habe, da die üblichen Schwämme kaum ausreichende Kühlung brachten. Meine Beine und der Kopf hatten inzwischen Frieden geschlossen, und ich konnte die Strecke bis auf die Verpflegungsstellen durchlaufen. Nach 2:37 Std. kam ich mit einer Gesamtzeit von 7:41 Std. im Ziel auf dem Marktplatz von Geraadsbergen an und hörte noch den Sprecher „First Finisher AG M70+“ rufen. Den Kampf gegen mich hatte ich somit erfolgreich zu einem glücklichen(!) Ende geführt und angesichts meines „hohen Alters“ durfte Barbara mich ausnahmsweise in der „Athletes-Zone“ abholen.

Zur Siegerehrung in „De Doos“ im Gaversbad war ich frisch geduscht soweit wiederhergestellt, daß ich den berühmten Preis, einen Original-Pflasterstein aus der „Muur“, mit einem breiten(!) Lächeln in Empfang nehmen konnte. Die anerkennenden Blicke der Jüngeren haben mir ebenfalls gut getan.

In der AK M70+ hat es zumindest in den letzten 6 Jahren in Geraadsbergen keinen Teilnehmer gegeben.