Anreise am 15.09.2023 nach Knokke-Heist, wo Ironman bereits Absperrgitter am Rand des Ortes auslud. Wir hatten unser Quartier bis zum 19.09. etwas außerhalb in einem netten B&B-Quartier gebucht und entluden dort zunächst unseren SAAB, um das Fahrrad zunächst dort unterzustellen. Dabei stellte ich den Verlust des Pads meines rechten Armbars fest, welches sich wahrscheinlich irgendwann auf der Anreise von seinem angestammten Platz entfernt hatte. 90 Kilometer auf der blanken Platte meines Zeitfahrlenkers zu verbringen war jetzt auch nicht das, was ich mir für einen schönen Wettkampf vorstellen konnte.

Wir sind dann zunächst zur Registrierung gefahren, die im Kasino von Knokke erfolgte. Ständig gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie das Pad-Problem zu lösen sei, so dass ich bei der Registrierung meine Auto- und Radbrille auf dem Desk liegenließ. Wir klapperten alle Bike-Stände der Expo um Ersatz ab, wo man uns aber überall auf den örtlichen Fachhandel verwies. Der konnte uns auch nur bedingt weiterhelfen, wenn ich einen kompletten Satz neuer Armbars gekauft hätte, den ich dann auch noch selbst hätte montieren müssen incl. Der in den Bars verlegten Schaltzüge. War auch keine echte Option. Aber die beste Ehefrau wusste Rat. In einem kleinen Billig-Supermarkt in einer Seitenstraße erstanden wir 5 Wasch- und Putzlappen in „nachhaltiger Bioqualität“, biologisch abbaubar. Aus einem Lappen nähte Barbara dann ein schickes grün-weißes Pad, welches mit altem Tape fahrtwindsicher auf der Platte fixiert werden konnte. Inzwischen hatte ich auch den Verlust meiner Brille bemerkt, was meine Stimmung etwas trübte.

Samstag ging es dann zum Eincheckendes Rades und der Beutel in der WZ, ca. 1 km vom Schwimmstart entfernt. Das Racebriefing musste man online durch Studium einer PDF-Datei auf der Website der Veranstaltung erledigen, zum Glück auch auf Englisch. Ein Abstecher zur Leitung der Registrierungsstelle brachte mir auch meine Brille wieder, und die Wassertemperatur von 19°C verhieß „Wetsuit allowed“.

Start am Sonntag pünktlich vom Strand in Knokke-Heist bei starkem Wind und Wellengang um 11:28 Uhr 7 min vor dem Start der Staffeln. Es ging 150-200 Meter vom flachen Strand weg zur ersten Boje, von da parallel zum Strand ca. 1,5 Kilometer bis zur letzten Boje und dann 150-200 Meter wieder zum Strand durch die Brandung. In Folge des Windes herrschte ziemlicher Wellengang, und man wurde auf und ab geschaukelt. Ich dachte an Elfie Baltes und ihre Schilderung von Wellen und Schwindel bei einem ihrer Rennen und war recht froh, dass ich wenigstens davon verschont wurde. Ich hatte nach den ersten 100 Metern gemerkt, dass ich kraulend etwas die Orientierung verlor, und kehrte für den Rest des Rennens wieder zu meinem Brust-Stil zurück. Zwischenzeitlich immer wieder der Gedanke „Cut-Off-Zeit 1:10 Std. und dieser Wellengang“, aber eher als befürchtet kam ich nach genau 50 min. als einer der letzten Schwimmer zwischen zwei Staffelschwimmerinnen aus dem Wasser und von da in einem längeren Lauf über den breiten Strand in die WZ, wo mein Rad ziemlich einsam auf mich wartete.

Die Radstrecke führte zunächst 2-3 km über die Strandpromenade und spätere Laufstrecke Richtung Osten, niederländische Grenze und bog dann in einen schnellen flachen Rundkurs durch eine schöne Küstenlandschaft mit welligen Alleen, entlang an schmalen Grachten oder Schlooten, unterbrochen von glatten Straßenabschnitten und Klinkerstraßen in den hübschen flämischen Städten. Nach 3:10 Std. war ich wieder in der WZ, von wo es auf einen Wechselkurs auf der Strandpromenade ging, der 3x durchlaufen werden musste. Es waren zu meiner Freude noch eine ganze Menge Läufer auf der Strecke, ich hatte also auf der Radstrecke einiges gutgemacht. Somit waren auch genügend Zuschauer an der Strecke, die uns immer wieder anfeuerten. Die hatten wahrscheinlich am Vortag beim IM 5150 schon geübt, wie sie uns motivieren konnten. Die letzten 2 Kilometer

„trugen“ sie mich dann der Finishline entgegen, die ich nach 2:25 Std. mit einer Gesamtzeit von 06:50:48 Std. überquerte. Ich hörte den Sprecher etwas rufen wie „das könnte fürs Treppchen reichen“. Also schnell in die WZ, Beutel und Rad geschnappt und zum Auto, welches Barbara ziemlich in der Nähe hatte abstellen können. Ab zum Duschen im Quartier, rein in den „Vereins-Hoody“ und zurück zum Kasino zur Awards-Ceremony, wo ich dann tatsächlich als 3. der AG 70-74 auf dem Treppchen stehen durfte.

Die Slotvergabe habe ich nicht abgewartet. New Zealand wäre mir zu weit gewesen, und ich hoffe, dass einer der beiden vor mir Platzierten glücklich den Slot angenommen hat. Beim Abendessen in einem netten italienischen Restaurant an der Strandpromenade, „Azurro“ kam der Fotograf rein und zu uns an den Tisch: „Liebe Grüße an Ute Mückel von Ingo Kutsche“. Da fühlt man sich doch gleich „zu Hause“.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Knokke-Heist lohnt sich als Event. Das Schwimmen in der Nordsee mit Rolling Start vom Strand ist ein besonderes Erlebnis, die Radstrecke ist schnell und flach, streckenweise etwas uneben. Die Laufstrecke auf der Strandpromenade ist ebenfalls eben, die 7km-Wechselstrecke, die man 3x durchlaufen muss, ist auch noch gut überschaubar. Die Akzeptanz der Agegrouper sieht man an den Teilnehmerzahlen und der Altersverteilung: Während ich bei der Challenge in Geraadsbergen mit der hammerharten Steigung 2x die „Muur“ hinauf einziger Agegrouper M70+ und mit Abstand ältester Teilnehmer war, war hier der Älteste M75+. Dazu großartiges Publikum, schöne Location, alles gut organisiert. Die Wege vor Ort sind überschaubar. Quartier bekommt man auch. Die Preise in der Gastronomie waren erwartbar eher höher angesiedelt, aber man findet auch relativ preiswerte Restaurants abseits des „Kurviertels“.