Wir fangen mal 3 Wochen vor dem Wettkampf an, denn hier habe ich erfahren, dass ich auch in diesem Jahr in Roth starten darf. Da unser neuer Teamsponsor kurzfristig noch Läufer für die proWIN Akademie Staffeln suchte, habe ich mich „beworben“ und den Startplatz im Team 1 bekommen.

3 Wochen Training liefen super und machten mich zuversichtlich in Roth einen soliden Marathon zu laufen. Klar war auch, dass man in 3 Wochen kein großes Tempo in die Beine zaubern kann und ein Marathon von 4 Stunden das Ziel sein sollte. Es ging im Training nur darum sich an die Länge der Belastung und die zu erwartende Hitze zu gewöhnen. Wie schon angedeutet lief es perfekt.

Da ich die beste Frau für einen verrückten Steinbock wie mich gefunden habe, war es möglich, dass ich bereits Freitag anreisen konnte und den Zauber vom Challenge aufsaugen durfte. Die gesamte Gruppe um Steffen Bug, Ute Mückel und Hubert Schwarz konnte ich somit schon am Freitagabend kennenlernen und bin mir sicher, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ich denke es ist eine neue Roth-Tradition erforderlich und wenn ich darf, komme ich gerne immer wieder zu Hubert Schwarz zurück, auch oder gerade wegen der Gruppe, die dort am Challenge Wochenende anzutreffen ist.

Samstag war lockeres bewegen, radeln und genießen auf dem Plan gestanden, bevor es nun endlich zum Renntag geht.

Sonntagmorgen verabschiedete ich mich erst einmal von den Staffeln, da mein Laufpart am Nachmittag startete, beschloss ich in Rücksprache mit Steffen (Schwimmen) und Heike (Rad) erst später loszureisen. Schwimmstart der Profis verfolgte ich noch auf dem Zimmer bevor nach dem Frühstück ein kleines Schläfchen die restlichen Kräfte mobilisieren sollte.

Der Tag wird lang und die Aufregung stieg so weit, dass ich raus musste, Auto laden ab nach Roth und mit dem Rad nach Hilpoltstein. Es war etwa 10 Uhr, als ich an der Radstrecke war und etwas vom Rennen auf mich wirken ließ, bevor ich nochmal ans Auto fuhr und mich mit der Tasche auf den Weg zu T2 machte. War schon viel Gänsehaut dabei bis hierher. In T2 das ein oder andere Schwätzchen gehalten, bis ich merkte, dass meine Sonnenbrille nicht in der Tasche war, aber zum Glück war Marcel als Staffelradler auch am Start und half mir aus als wir uns in der Wechselzone gefunden hatten. Meine proWIN Akademie Staffel 1 war leider etwas 16 bis 18 Minuten hinter unserem 2. Team und so wurde die Idee geboren das Loch zuzulaufen um beide Staffeln gemeinsam ins Ziel zu bringen. Unser Wechsel lief schon mal super und ich kam auch richtig gut rein in meinen Lauf. Nach 2 km begann dann aber mein Kopf die Führung zu übernehmen und ich nahm etwas Pace raus um sicher durchzukommen. Bei der kurzen Vorbereitung musste ein kontrollierter Lauf her um das Ziel „Finishline“ zu erreichen. Im Hinterkopf war immer der Versuch präsent den Rückstand wegzulaufen, aber nicht um jeden Preis. An den Wendepunkten stoppte ich auch grob meine Rückstände mit und merkte bis km 19 auch wie der Plan aufgehen kann. Es war aber klar, dass es zum einen ein hartes Stück Arbeit wird und zum anderen sehr eng wird. Die Strecke am Kanal lief super, auch wenn der teilweise frisch aufgebrachte Schotter einige Energie einfach verpuffen ließ. An den Verpflegungsstellen ging mein Plan auf und wenn viel los war nahm ich mir die Zeit um ordentlich Energie zu tanken.

Dann kam die Stelle welche mir oder besser meiner hinteren Beinmuskulatur nicht gefällt. Etwa km 25/26 vom Kanalschotter auf den Asphalt an der Lände, wie immer zuckten die Muskeln kurz um vor Krämpfen zu warnen, was bedeutet etwas Tempo raus und nach der Verpflegung sollte es wieder gehen. So war es auch dieses Mal. Anschließend der letzte Wendepunkt vor Roth etwa km 28 und hier wurde meine „Aufholjagd“ mental gebrochen, denn ich merkte, dass ich den Rückstand seit km 19 nicht mehr groß verändern konnte und machte einen Haken an die Sache. Dennoch konnte ich meinen „besten“ Marathon jemals, genauso konstant und genussvoll fortsetzen wie bislang. Auch konnte ich diesmal all meine Supporter mit einem Lächeln erfreuen und viele Emotionen aufsaugen. Wo wir gerade bei Emotionen sind, ich hatte noch nie so viele RunnersHigh (ich glaube sogar es war nur ein gesamtes 😉) und Gänsehaut war auch ein sicherer Begleiter inkl. der einen oder anderen Träne.

Aber zurück zum Rennen, wir sind gerade auf dem Weg zurück nach Roth. Kurz die kleine Welle hoch drücken, Puls erreicht Maximalwert und dann Roth genießen. Auf dem Marktplatz recht kurzfristig mein Team erkannt, eine schnelle Schrittkombi zu ihnen hin, abklatschen, freuen und ZACK Krampf linke Kniekehle. 2 Schritte später wieder alles im Lot und weiter auf dem Weg zu meinem geliebten Streckenabschnitt, da dürfte ich ziemlich allein sein, weil alle, die ich kenne den „Berg“ nach Büchenbach verfluchen. Mir gefällt das wellige Profil auf den letzten Kilometern so richtig gut, gerade wenn man nur den Marathon hat. Also nochmal alles was geht auf den Asphalt drücken und die Runde durch Büchenbach genießen. Unsere 2. Staffelläuferin sehe ich auf dieser Runde nicht mehr und somit war klar, dass unsere Staffel alleine einläuft, aber egal, denn die Staffel wird einlaufen und dafür sind wir ja da.

Auf den letzten 5 Kilometern ist es einfach nur noch ein Genuss, diesmal Verpflegung aufnehmen bis zum Schluss um möglichst viel Energie im Stadion aufzusaugen und das Finish zu genießen. Die letzten Kilometer taten nicht so weh wie die ersten 12 Stunden nach der Ziellinie, aber ich möchte keinen Meter und keine Minute von diesem Event missen. Wir haben es ins Ziel geschafft und waren direkt hinter der Linie wieder mit beiden Staffeln vereint, alle hart gekämpft und alle stolz auf Ihre Leistungen.

Kurz für die Zahlenfans es war ein Marathon in 3:33:0x Std also klar unter dem Ziel, somit findet ein verrücktes Projekt „19 Tage Training zum Marathon“ ein gutes Ende.

Ich möchte mich auch an dieser Stelle noch einmal von Herzen bedanken bei allen, die dies ermöglicht haben, allem voran meine Frau Daniela, die mir den Freiraum schafft zu trainieren und zu Wettkämpfen zu fahren, während sie die Kinder hüten muss und den Haushalt wirft.

Dann natürlich auch danke an Ute, ohne die ich gar nicht auf den Weg zur Staffel gekommen wäre und keine so gute Grundlage hätte.

Natürlich auch danke an Steffen von proWIN, der mich eingeladen hat und mir einen weitern Roth-Start ermöglicht hat. So etwas kann man sich mit Geld erkaufen und auch das ganze Wochenende kann man berechnen, aber ich sag, dass so ein Wochenende für mich unbezahlbar ist. Vielen, vielen Dank Steffen und allen die ich kennenlernen durfte. Ich bin stolz ein Teil davon gewesen zu sein und ich denke wir sehen uns wieder.