Auf der Suche nach einem Wettkampf, der genügend Abstand zum bereits gemeldeten 70.3 in Luxemburg hatte und auch mit dem Auto erreichbar war, entschied ich mich, mal eine Mitteldistanz in Südfrankreich zu machen. Diese fand am 12. Mai statt, was auf angenehme Temperaturen hoffen liess…

Zwei Tage vor dem geplanten Rennen reiste ich mit dem Mann meiner Freundin, der auch am
IM 70.3 Pays d’Aix teilnahm, in die Provence. Wir freuten uns auf einen Wettkampf, der eine anspruchsvolle Radstrecke mit knapp 1200 HM versprach und einen anschliessenden coupierten Lauf durch die Innenstadt der mittelalterlichen Stadt von Aix-en-Provence. Schwimmen fand in einem See, ca. eine halbe Stunde von Aix entfernt, statt.

Wie immer fühlte ich mich durch Ute bestens vorbereitet-meine dreimonatige Zwangslaufpause durch einen gebrochenen Zeh Ende Oktober 2018 bereitete mir auch keine Kopfschmerzen mehr.

Die beiden Tage vor dem Wettkampf waren geprägt durch die üblichen Formalitäten und kurze Trainings-das Wetter war bestens – sonnig und warm – lediglich der für Sonntag vorhergesagte sehr starke Wind mit Böen bis zu über 72 km/h bereitete mir etwas Sorge.

Am Samstag kam auch Lutz Uhrmann vom Team in Aix an. Nach dem Check-In am Lac de Peyrolles gingen wir gemeinsam an den See, auf ein Einschwimmen bei Wassertemperaturen von unter 16 Grad verzichte ich grundsätzlich am Vortag. Ich ging aber bis zu den Knien ins Wasser, prägte mir die Startsituation ein und freute mich aufs Rennen! Logisch empfand ich das Wasser auch nicht als so kalt, da die Temperatur am Nachmittag bei Sonne sehr angenehm war.

Am nächsten Morgen fuhren die Shuttlebusse ab 5:30 an den See, der Start der Altersklassenathleten begann ab 7:40. Bei sehr niedrigen Temperaturen und einem eisigen Wind gelang es mir leider vor dem Start überhaupt nicht, mich warmzuhalten, Ich reihte mich wie immer, mit 2 Badekappen versehen, bei der geplanten Zielzeit von 30-32 min ein. Erneut verzichtete ich aufs Einschwimmen, die mitgebrachte Wasserflasche in den Neo gekippt, musste reichen.

Als ich endlich an der Reihe war und ins Wasser durfte, empfand ich es anfangs auch nicht als kalt. Ich bekam bloss kaum Luft und alle 2-3 Kraulzüge musste ich Brust schwimmen oder auf den Rücken liegen. Da war keinerlei Wille mehr da, zu kraulen, völlig gleichgültig kam ich doch irgendwie an die Wendeboje bei 900m. Es sollte leider noch schlimmer kommen, denn nun blies ein heftiger Gegenwind und sehr seltsam verlaufende Wellen kreuzten unseren Weg. Ich lag fast nur auf dem Rücken und wollte nicht einmal mehr meine Arme einsetzen. Ich weiss bis heute nicht, wie ich dann nach über 45 min doch noch an Land kam und warum ich nicht in ein Begleitboot stieg, damit ich aus dem Rennen bin.

Endlich an Land spürte ich nichts, völlig gefühllos lief ich die fast 700 m auf Teer bis zu meinem Wechselbeutel, zog mich aber problemlos um, lief zum Rad und freute mich riesig auf die Radstrecke. Sie führte in einer Runde durchs provencalische Hinterland. Leider waren die Strassen anfangs im Schatten und es dauerte über eine Stunde bis mir endlich warm wurde. Wie befürchtet, konnte ich keinerlei Druck aufs Pedal ausüben, trotzdem wunderte es mich, dass ich gelegentlich Athleten überholte. Bis jetzt kam ich gut mit dem Wind zurecht und auch die Anstiege bereiteten mir keine allzu grossen Probleme. Endlich war der in meinen Augen einzig richtige Anstieg in Sicht, bei km 66 sollte es 4.6 km in Serpentinen zum Col du Cengle hochgehen, bevor dann die letzten Kilometer mehr oder weniger bergab Richtung Aix auf dem Papier nur noch wie ein Ausrollen aussah.

Vor dieser Abfahrt wurde ich aber am Morgen von einer Athletin, die letztes Jahr bereits am Start war, gewarnt, denn auf diesem Abschnitt sollten die Böen heftig von der Seite kommen. Ich fuhr also voll konzentriert, bis wir urplötzlich im ersten flacheren Stück nach dem Wald voll dem Wind ausgesetzt waren. Direkt vor meinen Augen wurde ein Athlet von einer Böe erfasst und flog mit dem Rad in den Graben. Ich hielt an, er konnte nicht mehr weiterfahren, war aber ansprechbar. Ich sagte ihm, dass ich den nächsten Streckenposten informieren werde. Der stand Gott sei Dank schon bereits zwei Kurven später. Ab diesem Ereignis war das Rennen für mich gelaufen, im Schneckentempo und immer noch unter Schock fuhr ich die letzten Kilometer bis zur Wechselzone.

Wie ich befürchtete, war das Laufen dieses Mal kein Zuckerschlecken – drei Runden durch die Strassen der Innenstadt mit einem Park, dessen Wege sich durch Schotter, Wurzeln und grobe Steine kennzeichneten. Aber mit vielen Zuschauern, die vor allem die nicht so zahlreich vertretenen Athletinnen begeistert anfeuerten.

In der ersten Runde bin ich viel gegangen und ich wollte mir die Strecke eigentlich nur anschauen, um dann nach 7 km, als ich am Ziel vorbeilief, rauszugehen. Seltsamerweise liefen die Beine nach einer halben Stunde etwas runder, wenn auch nicht schneller und ich beschloss, ab sofort nur noch durch die Verpflegungsstationen zu gehen, damit ich das Cola in Ruhe trinken konnte und den Rest zu joggen. Wie auch auf dem Rad empfand ich die profilierte Strecke nicht einmal als schlimm, ich konnte einfach kein Tempo aufnehmen. Ich war auch hier die ganze Zeit gefühlt im Energiesparmodus unterwegs. Aber ich lief!

Sehr happy überquerte ich die Ziellinie mit einem Lächeln im Gesicht und freute mich riesig, dass Gabor und Lutz auf mich gewartet haben. Glückwunsch an die beiden zu ihrem tollen Rennen!!!

Das war der härteste Wettkampf, den ich bisher erlebt habe und ich war noch nie so froh, mein Rad heil abgestellt zu haben. Später las ich dann, dass der an Position zwei liegende Franzose auf dieser Abfahrt gestürzt ist und das Rennen aufgeben musste. Schaut man die Bilder und Videos vom Rennen an, sieht man nur den für diese Landschaft typischen azurblauen Himmel und einen See mit türkisfarbenem Wasser.

Auch wenn das Rennen für mich nicht optimal lief, kann ich diesen Wettkampf nur jedem empfehlen. Von A-Z perfekt von Ironman France organisiert, sehr kurze Wege, tolle kleine Restaurants und nette Cafés, in denen wir jeden Morgen unser Frühstück in der Sonne genossen.

Monica Rinne, 6. Platz AK 55, 6:28:14, 148. von 242 Frauen im Ziel.